Abdulnasser
Gharem
Der Safe, 2019
Baldachin
Wie kann man sich in einem Land, in dem es keine Meinungsfreiheit gibt und in dem täglich Zensur praktiziert wird, gegen die Maßnahmen der eigenen Regierung aussprechen? Abdulnasser Gharem wurde in Saudi-Arabien geboren und nennt heute dessen Hauptstadt Riad seine Heimat. Gleichzeitig spricht er sich aber auch gegen die Menschenrechtsverletzungen in seinem Land aus.
Der Fall der Folter und Ermordung des Journalisten Jamal Khashoggi in der saudi-arabischen Botschaft in der Türkei aus dem Jahr 2018 ist offiziell noch immer ungeklärt. Die meisten westlichen Regierungen gehen jedoch davon aus, dass Khashoggi auf Befehl des saudi-arabischen Kronprinzen Mohammad bin Salman ermordet wurde, weil der Journalist dem saudischen Regime kritisch gegenüberstand. Der Vorfall wurde in den internationalen Medien ausführlich behandelt. Das Bild des Baldachins über dem Eingang der Botschaft – das letzte Mal, dass Khashoggi nachweislich noch am Leben war – ist zum Symbol des Mordes geworden.
Abdulnasser Gharem greift in seiner Arbeit „The Safe“ dieses Bild auf und findet damit zu einer Bildsprache, die die Funktion einer Botschaft zynisch kommentiert und dabei die Zensur umgeht.
In seinem Atelier in Riad hat der Künstler einen sicheren Hafen für junge Künstler geschaffen, in dem er seine Erfahrungen teilt und vor allem eines lehrt: im Denken frei zu werden, auch wenn nicht alles offen gesagt werden kann.